TEAM Kestner – Heute stellen wir Ihnen Robert Knoke vor

Robert Knoke ist Künstler und schon seit Jahren freier Mitarbeiter der Kestner Gesellschaft. Adam Budak hat ihn seit Anfang 2021 fest ins Team geholt. Er ist der kuratorische Assistent und leitet zudem den Bereich der performativen Kunst. Unter anderem kuratierte er die Soundinstalltion Broken Gargoyles von Diamanda Galàs, die vergangenen Juli in der Nicolaikapelle zu erleben war.

Mit seiner eigenen Kunst ist Robert Knoke international tätig. Seine großformatigen Porträtzeichnungen entstanden seit Anfang der 1990er-Jahre überwiegend in New York. Für Robert Knoke saßen bekannte Namen der Kulturszene Modell, unter anderem Glenn O‘Brian, Bret Easton Ellis oder Iris Apfel. Nicole vom Förderkreisteam hat für uns mit Robert Knoke gesprochen:

Nicole: Du kommst gerade aus Lissabon, in Vorbereitung auf die Ausstellung von Paula Rego. Wann wird diese kommen?

Robert: Die Ausstellung wird am 22. Oktober eröffnet. Eine sehr starke Künstlerin! Mit hartem Strich und harten Themen. Es wird eine fantastische Ausstellung dieser großen alten Dame der figurativen Malerei, die Adam Budak in die Kestner Gesellschaft holt. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.

Nicole: Was vielleicht viele noch nicht wissen, Du bist ja selbst schon sehr lange als Künstler international tätig. Hast Du aktuell als kuratorischer Assistent noch Zeit für deine eigene Kunst?

Robert: Im Dezember ist gerade eine Einzelausstellung in Los Angeles zu Ende gegangen und ich bereite wieder etwas Neues vor. Natürlich hat sich mein Leben etwas verändert und ich habe noch nie so viel Zeit in Hannover verbracht, aber wenn ich Zeit für meine Arbeit brauche, bekomme ich sie auch. Allerdings habe ich bewusst zu dem Angebot mit Adam zu arbeiten, eingewilligt. Er ist ein ungewöhnlicher Mann und ich liebe diese Arbeit mit ihm, weil ich an seine Visionen zur Neugestaltung einer Institution glaube. Ich mache diesen Job nicht, weil ich nun unbedingt als Kurator Karriere machen möchte, sondern weil mir die Zusammenarbeit mit Adam sehr gefällt. Das hat einfach gepasst, sonst würde ich nicht so viel Zeit damit verbringen. Eigentlich bin ich für das performative Programm zuständig, aber über das letzte Jahr war ich auf allen Eben tätig. Die Arbeit konzentriert sich nicht nur auf das Organisieren der Ausstellungen, sondern auch auf die Umsetzung, eine Institution neu zu gestalten und neu zu definieren, mit dem Blick auf die Gründungsjahre der Kestner Gesellschaft. Ich mag diesen Ansatz der Verknüpfung von Klassik und Modernität.

Nicole: Mit Adam Budak und Deiner Zeit als Kurator hat sich in der Tat in der Kestner Gesellschaft viel geändert. Mit dem Café Tender Buttons etabliert sich ein neuer In-Treff!!

Robert: Ich hoffe, dass das Café gut angenommen wird. Wir brauchen in Hannover so einen Ort. Einen intellektuellen Salon, in dem man sich trifft, um Gleichgesinnten zu begegnen und über Kultur zu sprechen. Als Adam ankam, war das eines der ersten Dinge neben dem Buchladen, die wir in Angriff genommen hatten. Weg vom Selbstbedienungsautomaten in einer etwas gedrückten Kelleratmosphäre ohne Ausblick und hinauf in die erste Etage mit hohen Decken, von Kunst umgeben, mit erstklassigem Kaffee und einem freien Blick durch die Fassade. Der Name des Cafés bezieht sich direkt auf ein Buch mit gleichnamigem Titel von Gertrude Stein, welches von Räumen, Objekten und Essen handelt. Es ist aus dem Jahr 1914. Zwei Jahre vor der Gründung der Kestner Gesellschaft. Also eine Zeit der Avantgarde und des freien Geistes, bevor dann die Nazis kamen und alles mit ihrer mörderischen, braunen Suppe übergossen.

Nicole: Dein Vater, der bekannte Künstler Heinz Knoke, hätte am 8. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert. Die HAZ schrieb dazu „Wenn Familie Knoke bei Familie Schwitters zum Kaffee eingeladen war, turnte er als Kind durch den Merzbau. Später gehörte der Maler zu den wichtigen Künstlerpersönlichkeiten der Stadt“. Weiterhin wird er als Unikat beschrieben, der kein Blatt vor den Mund genommen hat. Wie hätte er wohl die jetzige Zeit erlebt?

Robert: Bestimmt sehr kritisch und mit viel Alkohol.

Nicole: Wie hat Dich sein Stil beeinflusst?

Robert: Natürlich sehr. Da er in der Wohnung sein Atelier hatte, habe ich viel Zeit dort mit ihm verbracht. Das war meine einzige Beziehung zu ihm. Sonst hat er sich für die normalen Aufgaben eines Vaters nicht interessiert. Also Sport machen oder ins Kino oder sowas. Er hat mir allerdings auch nicht das Zeichnen beigebracht, sondern mich einfach zeichnen lassen. Ich beobachtete, was er machte und das habe ich dann nachgemacht. Auch wenn meine Welt immer anders war als das, was ihn beschäftigt hatte, haben wir einen ähnlichen Strich. Das mag auch ein Grund sein, warum es mich künstlerisch aus Hannover getrieben hat. Mir war diese Stadt zu vorbelastet und ich wollte nicht ständig mit meinem Vater verglichen werden. Mittlerweile sehe ich das entspannter.

Nicole: Damit sich der Kreis schließt: Wo siehst Du die Verbindung von Deiner Arbeit zu der Arbeit in der Kestner?

Robert: Ehrlich gesagt sehe ich da keinen großen Unterschied, denn ich empfinde auch die kuratorische Arbeit als schöpferisch. Adam Budak hat genaue Vorstellungen von dem was er will und geht meiner Ansicht nach auch sehr künstlerisch vor. Er ist ein sehr musischer Mensch und deshalb empfinde ich die Zusammenarbeit mit ihm als sehr inspirierend. Die Performer, die ich in der Vergangenheit portraitiert habe, kann ich nun einladen und ihnen einen Rahmen bieten, um neue Werke zu schaffen. Das ist fantastisch! Es war schon lange mein Wunsch Diamanda Galás, eine der größten Stimmen unserer Zeit, in die Kestner Gesellschaft zu holen. Ich arbeite seit Jahren mit ihr zusammen. Im Sommer kommt The Black Soft, ein transgressives Post-Pop Duo aus New York, die an der Schnittstelle von Musik, Mode und bildender Kunst agieren. Auch mit ihnen besteht eine lange Freundschaft und künstlerische Kollaborationen. Insofern verwischen sich die Grenzen zwischen meiner eigenen Arbeit und der Tätigkeit für die Kestner Gesellschaft. Alles ist eins.

Nicole: Lieben Dank Robert, ich freue mich schon auf die nächsten Ausstellungen und Begegnungen in der Kestner Gesellschaft.

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https://www.instagram.com/robertknoke/?hl=de

Von Nicole Gustiné