Tipps vom Förderkreis für den Förderkreis

Jetzt im Herbst können die Kunstinstitutionen endlich wieder – unter 3 G Bedingungen – Besucher empfangen. Betrachtet man die Ausstellungsankündigungen, überträgt sich die Freude, die die Ausstellungsmacher*innen an den jetzt wieder live stattfindenden Ausstellungen haben und eigentlich lohnt es sich Vieles anzusehen. Hier eine kleine Auswahl.

Sicherlich spektakulär ist die Ausstellung in der Dresdener Gemäldegalerie Alter Meister:

Johannes Vermeer Vom Innehalten“ und weitere 50 Werke holländischer Genremalerei. Die bisher größte Vermeer Ausstellung in Deutschland. Von 35 erhaltenen Bildern werden 10 gezeigt, auch das viel diskutierte, restaurierte Bild “ Brieflesendes Mädchen“

Die Ausstellung ist vom 10.09.2021- 02.01.2022 zu sehen. https://gemaeldegalerie.skd.museum/


Nach Berlin zu fahren macht Spaß und geht schnell und es gibt dort in diesem Herbst viel Neues und auch Bekanntes zu entdecken. Ganz neue Blickwinkel auf oft Bekanntes eröffnet der Berliner Gropius Bau „The cool and the cold. USA und UDSSR 1960-1990“ Eine Gruppenausstellung mit über 100 Künstler*innen aus den Beständen der Sammlung Ludwig, darunter auch Exponate von Erik Bulatov, dessen Ausstellung »Freiheit ist Freiheit« 2006 in der Kestner Gesellschaft zu sehen war.

Die Ausstellung ist vom 24.09.2021- 09.01.2022 zu sehen. https://www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau/start.html


Nicht weit entfernt von Hannover und sicherlich sehr beeindruckend wird die Ausstellung der diesjährige Kaiserringstipendiatin für junge Künstler*innen sein:

Mönchehaus Museum Goslar: „Zandile Tshabalala“

Die südafrikanische Künstlerin (*1999 in Soweto, Gauteng, Süd Afrika). Die Ausstellung ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland. In ihren großformatigen Malereien präsentiert sie private und intime Momente junger afrikanischer Frauen.

Die Ausstellung ist vom 03.10.2021 – 30.01.2022 zu sehen. https://www.moenchehaus.de/

Tshabalala Zandile Portrait

Spannend in dem Kontext – Frau, Malerin und Wurzeln in Afrika – dürfte auch die von der Tate übernommene Ausstellung werden.

K20 in Düsseldorf: Lynette YIadom-Boakye. „Fliegen im Verbund mit der Nacht“

Die Malerin (geb. 1977 London) erschafft fiktive Figuren, die sich in rätselhaften, meist unbestimmt bleibenden Räumen bewegen. „Die Zeit scheint stillgelegt: Menschen ruhen, gehen, schauen, tanzen, sprechen, lachen und unterhalten sich, so wie es Menschen tun, und immer getan haben.“

A Passion Like No Other ,2012

Die Ausstellung ist vom 15.10.2021 – 13.02.2022 zu sehen. https://www.kunstsammlung.de/de

Parallel findet im K20 auch vom 25.09.2021 – 23.01.2022

„Georges Braque – Erfinder des Kubismus“

statt. Es wird der in Deutschland bislang zu wenig beachtete Künstler als bahnbrechenden Akteur der französischen Avantgarde gewürdigt.


Und wenn Sie schon in der Gegend sind, feiern Sie den 100. Geburtstag von Joseph Beuys und erinnern sich dabei an die unvergesslichen Ausstellungen von Katinka Bock in der Kestner Gesellschaft.

Kunstmuseum Bonn: „Passierschein in die Zukunft, Joseph Beuys, Katinka Bock, Christian Jankowski, Jon Rafman.

Die zeitgenössischen Künstler*innen nehmen in ihren Arbeiten Stellung zu und treten in Interaktion mit, Multiplen Joseph Beuys´s aus den Bereichen Zeichnung, Natur als Metapher, theoretische Überlegungen und Aktionen.

Die Ausstellung ist vom 07.10.2021 – 09.01.2022 zu sehen. https://www.kunstmuseum-bonn.de/de/


2018 gab es hat in der Kestner Gesellschaft eine Fotoausstellung „Best Friends“, die Künstlerin Nevin Aladağ hat jetzt eine große Ausstellung in der Münchener Villa Stuck „Nevin Aladağ – Sound of Spaces“. Die Werkschau umfasst Installationen, Skulpturen, Textilien, Videoarbeiten und Performances. Die Künstlerin „beschäftigt sich seit den 1990er-Jahren intensiv mit Musik und Klang als Mittel der bildenden Kunst. In der Welt von Aladağ gerät das Alltägliche in Bewegung, Objekte fangen an, zu musizieren, sie verwandeln sich und lassen der Fantasie ihren Lauf…“

Die Ausstellung ist vom 28.10.2021 – 20.02.2022 zu sehen. https://www.villastuck.de/

Commode Cello (Music Room, Athens), 2017

Es stellte sich die Frage: „übersehen, nicht wichtig oder fehlende Öffentlichkeit?“ bei der Betrachtung der etwa 120 Werke im

Kunstmuseum Stuttgart: „Zwischen System & Intuition: Konkrete Künstlerinnen“

Beleuchtet werden das Leben und Werk, die Ausbildungs- und Präsentationsbedingungen für Frauen vor und nach 1945 sowie Förder*innen und Netzwerke. Erstmals wird auch die Rolle wegweisender Galeristinnen berücksichtigt, die sich für konkrete Kunst eingesetzt haben. „Die Ausstellung zeichnet die soziologischen Aspekte der weiblichen Biografien nach. Es wird sichtbar, wie diese die künstlerische Entwicklung des jeweiligen Lebenswerks und dessen Aufnahme in der Öffentlichkeit beeinflusst haben.“

Die Ausstellung ist vom 26.06.2021 – 17.10.2021 zu sehen. https://www.kunstmuseum-stuttgart.de/


Reisebericht Zur Nachahmung empfohlen

Auf dem Weg vom Bodensee nach Hannover bog ich kurz hinter Stuttgart von der Autobahn ab RichtungSchwäbisch Hall. Ich fuhr gemächlich durch eine grüne hügelige Landschaft Richtung Künzelsau. Kurzvor dem Ort sah ich die ausgedehnten Fabrikationshallen der Firma Würth. Ich suchte das von David Chipperfield Architects, Berlin konzipierte und realisierte Museum Würth 2. Fast hätte ich es übersehen. Das im Juni 2021 eröffnete Ensemble mit 1000 qm Ausstellungsfläche und einem Kultur- und Kongresszentrum schmiegt sich elegant in die mit Wald und Wiesen bewachsene Landschaft.

Kein Eintrittsgeld, kleiner Kuchen im Museumscafé, kurzer Blick auf den mit nicht bekannten Objekten bestückten Shop. Dann in die fünf Meter hohen, überwiegend Tageslicht-Räume mit subtilem Lichtwechsel, der jeweils für eine lebendige Stimmung sorgt. Ein am Ende der Haupthalle liegender Querraum ist zur Südostseite verglast und eröffnet den Ausblick zum Parkgelände mit den dort postierten Skulpturen. Ich sitze lange auf der Bank. Der Blick wechselt von einer Arbeit von Anish Kapoor, in deren konvexer Fläche ich mich spiegele, zu den Skulpturen von Tony Cragg im Park.

Anish Kapoor

Danach spaziere ich durch Ausstellung „Weitblick Reinhold Würth und seine Kunst“. Sie präsentiert das Ergebnis ausgedehnter sammlerischer Streifzüge durch die Kunstwelt der Moderne. Gegliedert in drei Themenfelder: „Aspekte der Abstraktion, Natur und Landschaft und schließlich Metamorphosen der Figur“. Darunter sind Klassiker wie Max Beckmann, Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner, darüber hinaus Werke von Georg Baselitz, David Hockney, Anselm Kiefer. Beeindruckt haben mich eine besondere Arbeit von Fruhtrunk und Farbtafeln von Itten. Auffällig ist, daß auch nicht „typische“ Werke gesammelt wurden.

Günther Fruhtrunk Bewegung in Kreisen, 1960

Das Betrachten macht Spaß. Ich erfreue mich an der Präsentation von einem Modell von Oskar Schlemmers Figurinen, die auf einem Teller rundherum tanzen.

Oskar Schlemmer, Figurinen

Leider reicht meine Zeit nicht mehr, den weitläufigen Skulpturenpark mit dem umfangreichen Bestand an internationalen bildhauerischen Positionen der letzten 40 Jahre von Eduardo Chillida über Anthony Caro, Tony Cragg, Antony Gormley bis zu Niki de Saint Phalle vollständig anzusehen.

https://www.kunst.wuerth.com

Skulpturenpark

Zeit, ins Hotel „Anne Sophie“ zu fahren, dass sich in von Würths vorsichtig restaurierten alten Gebäuden in Künzelsau befindet und behinderten und nicht-behinderten Menschen die Möglichkeit bietet, Hand in Hand zusammenzuarbeiten. Schöne, große, gut ausgestattete Zimmer. Am Abend ein exquisites Essen im Hotelrestaurant „handycap“.

Am nächsten Morgen Weiterfahrt mit dem Vorsatz mit mehr Zeit wiederzukommen und auch die anderen Würth Museen in Schwäbisch Hall zu besuchen.

Christiane Rischbieter


Biennale Venedig

Auffallend ist, dass bei der Biennale 2022 erstaunlich viele Künstlerinnen die Länderpavillons bespielen:

Den deutschen Pavillon wird Maria Eichhorn, die in Berlin lebende Künstlerin gestalten. Sie ist vor allem für Arbeiten bekannt, die institutionelle Machtstrukturen thematisieren und akademische Studien mit spielerischem Humor verbinden. „Der Deutsche Pavillon ist symbolisch aufgeladen und fordert Künstler auf ganz unterschiedlichen Ebenen heraus“, sagte Eichhorn im Gespräch mit Kurator Yilmaz Dziewior. „Mit jedem Dekonstruktionsversuch wird man damit konfrontiert, macht aber auch Spaß.“

https://universes.art


Zurück in Berlin

Biesenbach wird Leiter der Neuen Nationalgalerie. Biesenbach ist Gründungsdirektor der Kunst-Werke, KW- Institute for Contemporary Art in Berlin und der seit 1996 stattfindenden Berlin Biennale.

https://www.smb.museum